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Standort Kläranlage

Das Bild zeigt einen ebswien-Mitarbeiter im Labormantel. In der vom Betrachter aus gesehenen linken Hand hält er einen Imhof-Trichter mit unbehandeltem Abwasser, in der rechten einen Imhof-Trichter mit gereinigtem Abwasser. © Christian Houdek
Abwasserreinigung auf einen Blick. © Christian Houdek

In der im Jahr 1980 in Betrieb gegangenen und im Jahr 2005 massiv erweiterten Wiener Kläranlage werden sämtliche Abwässer der Wiener*innen gereinigt. 24 Stunden täglich, 365 Tage im Jahr. Jährlich fallen rund 200 Millionen Kubikmeter an Abwasser an, pro Sekunde also mehr als 6.000 Liter. Der Reinigungsprozess in der Kläranlage dauert 20 Stunden, das Abwasser durchläuft zunächst eine mechanische Reinigungsstufe und anschließend zwei biologische Reinigungsstufen.

Mechanische Reinigungsstufe

Das Bild zeigt die sechs Grobrechen im Rechenhaus der Wiener Kläranlage.
Grobrechen der Wiener Kläranlage © Christian Houdek

In der mechanischen Reinigungsstufe der Wiener Kläranlage geht es den Feststoffen im Abwasser an den Kragen, von großen Dingen wie Holzstücken, die im Kanal gelandet sind, bis zu kleinsten Sandkörnern. Über den Schotterfang gelangt das Abwasser in das Schneckenpumpwerk: Hier wird das gesamte Wiener Abwasser um fünfeinhalb Meter gehoben. Dann kann es den Rest der mechanischen Reinigungsstufe wieder im freien Gefälle durchlaufen. Zwei Reihen von riesigen Rechen „kämmen“ anschließend  Feststoffe aus dem Abwasser.  Im Sandfang und in der Vorklärung sinken feine und feinste Partikel zu Boden. Im Jahr 2023 fielen in der mechanischen Reinigungsstufe mehr als 7.700 Tonnen Feststoffe an. 

Entfernte Stoffe 2023 (in Tonnen)

Schotterfanggut
1
Rechengut
1
Sandfanggut
1

1. und 2. biologische Reinigungsstufe

Die beiden biologischen Reinigungsstufen funktionieren nach dem Vorbild der Natur. Wie in natürlichen Fließgewässern leben auch in den Belebungsbecken Mikroorganismen, die man auch als Belebtschlamm oder Biomasse bezeichnet. Durch die Zufuhr von Sauerstoff aus der Luft kommt es zum biologischen Abbau der im Abwasser enthaltenen gelösten Verunreinigungen (Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphor). 

Mikroskopische Aufnahme des Belebtschlamms der Wiener Kläranlage, zu sehen sind Glockentierchen.
Glockentierchen © ebswien
Mikroskopische Aufnahme des Belebtschlamms der Wiener Kläranlage, zu sehen ist eine Schalenamöbe.
Schalenamoebe. © ebswien
Mikroskopische Aufnahme des Belebtschlamms der Wiener Kläranlage, zu sehen sind Tokophrya.
Tokophrya. © ebswien
Mikroskopische Aufnahme des Belebtschlamms der Wiener Kläranlage, zu sehen sind festsitzende Wimperntierchen.
Festsitzende Wimperntierchen. © ebswien
Das Bild zeigt eine junge Frau, die auf drei luftsprudelnde Tellerbelüfter in einem Plexiglas-Kubus blickt.
Tellerbelüfter. © Christian Houdek

In den an die Belebung anschließenden Ruhezonen, den Zwischenklär- und den Nachklärbecken, sinkt der Belebtschlamm zu Boden. Ein Teil des Belebtschlamms geht zurück in die Belebungsbecken, um den Bestand an Biomasse aufrecht zu erhalten. Primärschlamm aus der Vorklärung und der Überschussschlamm aus den biologischen Reinigungsstufen gelangen in die Schlammeindicker. Dort wird dem Schlamm Wasser entzogen (statische Eindickung). Der erste Schritt zur Gewinnung von Öko-Energie aus dem „Restprodukt“ der Abwasserreinigung.

Entfernte Stoffe 2023 (in Tonnen)

Organischer Kohlenstoff
1
Stickstoff gesamt
1
Phosphor gesamt
1
Das Bild zeigt das Ablaufgerinne der Wiener Kläranlage mit dem Analysebauwerk und dem Ablaufbauwerk.
Ablaufgerinne. © ebswien

Öko-Kraftwerk

Abwasserreinigung ist ein energieintensiver Prozess. Zur Reinigung sämtlicher Wiener Abwässer verbraucht die Kläranlage so viel Strom wie 25.000 Wiener Haushalte. Zwei Drittel des Stroms benötigen die Mikroorganismen, die die Schmutzstoffe aus dem Abwasser entfernen, zum Atmen. Seit Jahren stand daher das Thema Energie bereits im Fokus der ebswien. Nach Abschluss des Projekts E_OS – Energie_Optimierung Schlammbehandlung erzeugt die Wiener Kläranlage seit Jahresbeginn 2021 in ihrer Schlammbehandlungsanlage mehr Öko-Energie (Strom und Wärme), als sie für den Betrieb benötigt. Die Kläranlage ist also auch ein echtes Öko-Kraftwerk und trägt zur Verbesserung der Wiener Klimabilanz bei. Für die erfolgreiche Umsetzung des Transformationsprozesses von einer großen Energieverbraucherin zur klimapositiven Kläranlage erhielt die ebswien den im Jahr 2021 erstmals verliehenen „Nachhaltigkeitspreis der Stadt Wien“.

Nachklärbecken und Faulbehälter der Wiener Kläranlage. © Christian Houdek
Faulbehälter der Wiener Kläranlage. © Christian Houdek

Standort Tierservice

Am Standort Tierservice, der unmittelbar an das Kläranlagengelände angrenzt, leisten die Mitarbeiter*innen der ebswien einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge für die Wiener*innen. Die Stadt Wien hat die ebswien mit der Abholung von Tierkadavern und Abfällen tierischer Herkunft beauftragt, die der seuchensicheren Verwertung zugeführt werden. Dadurch ist sichergestellt, dass Krankheitserreger unschädlich gemacht und mögliche Infektionsketten unterbunden werden. Im Jahr 2023 sammelte die Abteilung Tierservice der ebswien mehr als 14.300 Tiere ein, das Gesamtgewicht des Materials tierischer Herkunft betrug mehr als 1.800 Tonnen. Die ebswien ist ein reiner Sammelbetrieb, die Verwertung des Materials erfolgt in einem Partnerbetrieb im Burgenland. Die Abteilung Tierservice der ebswien ist integraler Bestandteil des Tierseuchennotfallplans der Stadt Wien und unverzichtbarer Partner der Veterinärverwaltung der Stadt.

Das Bild zeigt einen Mitarbeiter der Abteilung Tierservice der ebswien kläranlage & tierservice Ges.m.b.H. mit einem roten Einsatzfahrzeug, im Hintergrund ist das denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude der Abteilung zu sehen. © Christian Houdek
Einsatz für Wien. © Christian Houdek